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Inhalt

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Du erfährst hier zunächst Grundsätzliches zum Thema Streckenkunde bei der Eisenbahn (ja, trockene Theorie – aber aufgelockert mit Fotos aus Führerräumen). Im zweiten Teil stellen wir die Webanwendung eines Anbieters für digitale Streckenkunde mit mehreren Screenshots vor.

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Der Unterschied zum Straßenverkehr

Du möchtest mit einem Straßenfahrzeug in ein Dir unbekanntes (vielleicht auch weit entferntes) Gebiet fahren. Du bist dort komplett ortsunkundig. Wie bereitest Du Dich auf diese Fahrt vor? Die Antwort ist im Idealfall: Du schaust Dir die Fahrtstrecke vorher auf einer Online-Karte an, an kniffligen Punkten vielleicht sogar mit der „Street View“-Ansicht. Vor Fahrtbeginn gibst Du das Ziel in Dein Navigationsgerät ein und lässt Dich von dem Gerät leiten. Wenn es unterwegs mit dem Internet verbunden ist, zeigt es Dir auch Straßensperrungen an und lotst Dich um die Sperrung herum. Wenn Du zur Vorbereitung keine Zeit oder Lust hast, verlässt Du Dich vielleicht auch ausschließlich auf Dein Navi, ohne Dir die Strecke vorher auf einer Karte anzusehen. Schließlich kann jedes Smartphone heute auch ausgezeichnet als Navi fungieren.

Blicken wir zur Eisenbahn: Im Führerraum von Schienenfahrzeugen gibt es kein Navi, das würde auch gar nichts nutzen. Um den Fahrweg muss sich die Lokführerin oder der Lokführer auch gar nicht kümmern, der wird in den Stellwerken von den Eisenbahnern auf den Fahrdienstleiter-Dienstposten eingestellt. Man nennt sie heute oft „Zugverkehrssteuerer“, in den Regelwerken ist jedoch weiterhin vom „Fahrdienstleiter“ (Fdl) die Rede. Im Vergleich zum Straßenverkehr haben die Lokführer nicht nur einen Fahrweg, sondern im Regelfall eine stellwerkstechnisch gesicherte Fahrstraße. Sie können sicher sein, dass ihnen kein Zug entgegenkommt, sie sich keinem anderen Zug zu dicht nähern und ihnen auch kein folgender Zug zu dicht auf die Pelle rückt. Und trotzdem benötigen die Kolleginnen und Kollegen Streckenkunde, bevor sie einen Zug eigenverantwortlich führen.

Streckenkunde für Lokführerinnen und Lokführer

Streckenkunde Bf Priestewitz (Strecke 6363): Das Zwischensignal (Zsig) 16ZR3 steht in km 84,4, vor der Weiche 7, die eine Überleitung vom Ausweichgleis 103 ins Hauptgleis 1 Richtung Niederau (das ist die nächste Betriebsstelle in Fahrtrichtung) ermöglicht. Der Kollege hat das Signalbild „Ks 2“ in Verbindung mit einem „Zs 3“ mit Kennzahl 5 erhalten. „Ks 2“ bedeutet „Halt erwarten“ – das folgende Ausfahrsignal 16N1 von Priestewitz (in km 85,1) zeigt noch „Halt!“. Links oben leuchtet zudem ein weißes Zusatzlicht. Das sagt aus, dass dieses Signal in einem um mehr als 5 % verkürzten Bremswegabstand zum folgenden steht, dessen Begriff vorsignalisiert wird. Im Regelfall steht ein Vorsignal auf dieser Strecke 1.000 Meter vor dem Hauptsignal. Hier sind es nur 700 Meter bis zum Ausfahrsignal 16N1. Das Zusatzsignal „Zs 3“ mit Kennzahl 5 gebietet ab dem Signalstandort eine Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h.

Streckenkunde Bf Priestewitz (Strecke 6363): Das Zwischensignal (Zsig) 16ZR3 steht in km 84,4, vor der Weiche 7, die eine Überleitung vom Ausweichgleis 103 ins Hauptgleis 1 Richtung Niederau (das ist die nächste Betriebsstelle in Fahrtrichtung) ermöglicht. Der Kollege hat das Signalbild „Ks 2“ in Verbindung mit einem „Zs 3“ mit Kennzahl 5 erhalten. „Ks 2“ bedeutet „Halt erwarten“ – das folgende Ausfahrsignal 16N1 von Priestewitz (in km 85,1) zeigt noch „Halt!“. Links oben leuchtet zudem ein weißes Zusatzlicht. Das sagt aus, dass dieses Signal in einem um mehr als 5 % verkürzten Bremswegabstand zum folgenden steht, dessen Begriff vorsignalisiert wird. Im Regelfall steht ein Vorsignal auf dieser Strecke 1.000 Meter vor dem Hauptsignal. Hier sind es nur 700 Meter bis zum Ausfahrsignal 16N1. Das Zusatzsignal „Zs 3“ mit Kennzahl 5 gebietet ab dem Signalstandort eine Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h.

Was müssen die Lokführer nun konkret wissen über die Strecken, die sie befahren wollen und müssen? Auch dazu gibt es Regelungen der verschiedenen Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU). Ihnen allen zugrunde liegt die VDV-Schrift 755. „VDV“ steht für „Verband Deutscher Verkehrsunternehmen“. Hier die Definition:

»Streckenkenntnis« ist die durch eigenes Anschauen der Strecke und Einsichtnahme in die betrieblichen Unterlagen erworbene Kenntnis über solche Besonderheiten der Strecke, welche der Triebfahrzeugführer als Ergänzung zu Signalen und Fahrplanunterlagen benötigt, um die Strecke eigenverantwortlich sicher und fahrplanmäßig befahren zu können.“

Es gibt in der VDV-Schrift 755 auch noch die eingeschränkte Streckenkenntnis (Zitat):

»Eingeschränkte Streckenkenntnis« ist die allein durch Einsichtnahme in die betrieblichen Unterlagen erworbene Kenntnis über solche Besonderheiten der Strecke, welche der Triebfahrzeugführer als Ergänzung zu Signalen und Fahrplanunterlagen benötigt, um die Strecke eigenverantwortlich sicher und fahrplanmäßig befahren zu können.“

Die eingeschränkte Streckenkenntnis beinhaltet also nur die Einsichtnahme in die betrieblichen Unterlagen (z. B. Buchfahrplan) ohne persönliche Inaugenscheinnahme der Strecke.

Die Grundsätze, die in der VDV-Schrift 755 niedergeschrieben sind, sagen auch etwas darüber aus, wann Streckenkunde erforderlich ist (Zitat):

„Triebfahrzeugführer, die auf Schienenwegen öffentlicher Eisenbahninfrastrukturunternehmen Eisenbahnfahrzeuge führen, müssen die dafür erforderliche Streckenkenntnis […] besitzen. Besitzt ein Triebfahrzeugführer die erforderliche Streckenkenntnis nicht, hat er dies der auftraggebenden Stelle unverzüglich mitzuteilen; die Fahrt ist dann nur zulässig, wenn der Triebfahrzeugführer durch eine streckenkundige Person begleitet wird. […].“

Davon kann kein EVU, keine Lokführerin und kein Lokführer mal einfach so abweichen, nur weil man schnell jemanden benötigt, der einen Zug über eine bestimmte Strecke von A nach B fährt.

Wie kann man die Streckenkunde regelkonform erwerben? Auch dazu trifft die VDV-Schrift 755 genaue Festlegungen. Sie besagen im Wesentlichen: Durch eigenes Anschauen der Strecke und durch Einsichtnahme in die betrieblichen Unterlagen (Buchfahrpläne, Streckenbücher, Übersicht der vorübergehend eingerichteten Langsamfahrstellen und sonstiger Besonderheiten; sie nennt man kurz „La“).

Für das Anschauen der Strecke werden dann verschiedene Optionen angeboten (in Anführungszeichen und kursiv gesetzt sind Zitate aus der VDV-Schrift):